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4.9 Erhebungsbogen für Komplikationen des Träufelns und Saugens

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4.9.1 Überblick

Der Erhebungsbogen für Komplikationen des Träufelns und Saugens wurde ausgefüllt, sobald eine Mahlzeit, für die gemäß des Fütterrhythmus Träufeln oder Sauger vorgegeben war, nicht oder kürzer als fünf Minuten verabreicht werden konnte.

In der Interventionsgruppe wurde dieser Erhebungsbogen, mit mindestens einem Ereignis markiert, wesentlich häufiger ausgefüllt (141mal) als in der Kontrollgruppe (89mal). Die um 63% höhere Ziffer der Interventionsgruppe läßt sich erklären mit Kriterien der Kontrollgruppe: Nur an den Vergleichstagen, den Lebenstagen 14, 21 und 28, waren regelmäßige Nahrungsgaben über Sauger vorgeschrieben. An allen anderen Beobachtungs-tagen wurde zwar einmal täglich die Bereitschaft der Frühgeborenen geprüft, über Sauger zu trinken, worauf auch über Sauger gefüttert werden konnte. Doch fanden Mahlzeiten über Sauger in der Kontrollgruppe mit durchschnittlich 1,9 Tagesmahlzeiten 2,6mal seltener statt als Mahlzeiten über Träufeln bzw. Sauger in der Interventionsgruppe (4,9 Tagesmahlzeiten im Durchschnitt), in der gemäß Fütterrhythmus die Nahrung verabreicht wurde. Daher bot sich für die Kinder der Kontrollgruppe 2,6mal seltener die Möglichkeit, über eine Fütterdauer von 5 Minuten Komplikationen zu entwickeln (siehe auch Kap. 3.4.4.1).

Das sichere Füttern von Frühgeborenen bedeutend schwieriger als bei reifen Kindern [117 Gryboski et al. 1969]. Der Fütterprozess befriedigt viele Bedürfnisse des Frühgeborenen. Diese Bedürfnisse können interner Natur sein, wie Stillen des Hungers, oder externer Natur, wie ein Bedürfnis nach oral-taktile Erfahrung während des Fütterns oder Veränderungen der Umgebungstemperatur, des Lichts, der Geräusche [42 Glass et al. 1994]. Sind diese Bedürfnisse für das Kind nicht durch Adaptation erreichbar, so kann es mit Verhaltensweisen reagieren, die Stress widerspiegeln [136 Als et al. 1982, 32 Lemons et al. 1996].

Da das Frühgeborene nur über ein gewisses Repertoire an Verhaltensweisen verfügt, reagiert es auf unterschiedliche Stressoren ähnlich. Auch kann ein Stressor eine abwärtsgerichtete Spirale auslösen, die gekennzeichnet ist durch Instabilität, Verlust der motorischen Kontrolle oder Verlust der autonomen Funktionen. Apnoe, Bradykardie und Zyanose können daraus resultieren. Während sich reife Neugeborenen an Stimuli rasch adaptieren, ist dies für Frühgeborene oftmals sehr viel schwieriger [32 Lemons et al. 1996]

Als et al. beschrieben diese Verhaltensweisen als „Streßsignale“ und postulierten, daß diese in einer Vielzahl von Reaktionen widerspiegeln. Dazu gehören u.a. motorische, autonome Reaktionen oder solche des Verhaltens: Trägheit, Schläfrigkeit, Instabilität, motorischer Hypertonus (muskuläre Hyperextension/-flexion), Spucken, Erbrechen, Zyanose, Atempausen. Jedoch mag der Auslöser für die Streßreaktion auch in der Umwelt liegen, wie helles Licht, zu schnell fließende Nahrung [136 Als et al. 1982, 12 Brown et al. 1997].

Daß Frühgeborene zu einer hormonellen Antwort auf Streßreize in der Lage sind, zeigten Barker et al. mit dem Nachweis extremer Ausschüttungen von Katecholaminen [48 Barker et al. 1996].

Im Gegensatz hierzu lösen sanfte menschliche Berührung („gentle human touch“) und therapeutische Unterstützung des Kauens bei Frühgeborenen keinen Streß aus. Wie Studien zeigen, haben weder „gentle human touch“ noch therapeutische Maßnahmen zur Unterstützung des Kauens negativen Auswirkungen auf Sauerstoffsättigung oder Herzfrequenz bei Frühgeborenen. Weiterhin zeigt sich ein beruhigende Wirkung auf das Kind, gemessen durch erniedrigte motorische Aktivität, weniger Streßreaktionen und signifikant kürzere Phasen unruhigen Schlafens [4 Harrison et al. 1996, 28 Hill et al. 2000, 26 Gaebler et al. 1996].

4.9.2 Vitalparameter

Der Vorgang der Nahrungsaufnahme bietet ein geeignetes Beispiel zur Demonstration der Koordination der Vitalfunktionen [33 Paul et al. 1989, 60 Medoff-Cooper et al. 1995]. Während der Nahrungsaufnahme spielen sich beim Frühgeborenen drei rhythmische Bewegungen ab: Saugen , Schlucken und Atmen. Normalerweise geht Saugen dem Schlucken voraus, welches wiederum die Atmung inhibiert [61 Conway 1994]. Die Inhibierung der Atmung während des Schluckens schützt vor Aspiration [150 Gryboski 1983].

Das saugende Kind erfährt durch den Prozess des Fütterns eine Anstrengung [33 Paul et al. 1989, 42 Glass et al 1994]. Während reife Neugeborene durch diese Anstrengung normalerweise weder Beeinträchtigungen der Atmung noch der Kreislaufsituationen bieten, können Frühgeborene ernstzunehmende Veränderungen der Atmung und des Kreislaufs zeigen [129 Daniëls et al. 1988, 130 Rosen et al. 1984]. So berichten Paul et al., daß Frühgeborene zu Beginn des Fütterns über Flasche Serien schneller Saugaktionen boten, begleitet und unterbrochen von apnoeische Pausen von mehreren Sekunden Dauer. Im weiteren Füttern stellt sich eine Saugrate von circa 1 Hertz ein [33 Paul et al. 1989, 67 Shaio et al. 1995].

Für unreife und instabile Kinder kann die Nahrungsgabe einen negativen Stressor darstellen [42 Glass et al. 1994]. Ein solches streßbehaftetes Ereignis kann zu physiologischer Beeinträchtigungen führen, wie Apnoe, Bradykardie, Hypoxämie, Hypothermie, oder zur Verschlechterung des medizinischen Status [136 Als et al. 1982, 142 Benda 1979]. So kann beispielsweise bei Füttern über Sauger ein schneller Milchfluß, bedingt durch Variabilitäten des Lochdurchmessers de Sauger, bei manchen Frühgeborenen zu Apnoen und Bradykardien auslösen [86 Mathew 1990].

Diese ernsten Veränderungen des Kreislaufs und der Atmung äußern sich in Verschlucken, Husten bis hin zu Erstickungsanfällen, Zyanose während des Trinkens oder langsamem Trinken, so daß die Nahrungsgabe sofort abgebrochen werden muß. In ernsteren Fällen muß die Ernährung über gastrischen Tubus erfolgen [33 Paul et al. 1989, 42 Glass et al. 1994]. Casaer versuchte, diesen Schwierigkeiten der Nahrungsgabe eine quantitative Entsprechung zu geben: Er führte 1979 den Begriff der „Füttereffizienz“ ein, die das in einer Minute aufgenommene Volumen an Milch sowie die Anzahl der Unterbrechungen während des Fütterns erfaßt [131 Casaer 1979, 66 Daniëls et al 1986].


4.9.2.1 Herzfrequenz, Bradykardien

Bradykardien wurden v.a. während des Beobachtungszeitraums „Lebenstag 5-13“ verzeichnet. Insgesamt wurde die Mehrzahl der Bradykardien während der Mahlzeit registriert.

Wie Glass et al. berichten, antworten Frühgeborene auf Veränderungen ihrer Umwelt mit Ansteigen der Herzfrequenz. Es konnte keine spezifische Abhängigkeit von der Nahrungsgabe festgestellt werden, jedoch ist es klinisch nicht selten, daß während des Fütterns die Herzfrequenz um 10 Schläge pro Minute ansteigt. Ein größerer Anstieg mag darauf hinweisen, daß das Füttern eine zu große Belastung für das Kind ist [42 Glass et al. 1994].

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die eine Bradykardie bei Frühgeborenen auslösen können. So kann sie eine vagale Antwort auf Reizung der Vagusrezeptoren im Bereich des Larynx und Pharynx sein. Auf diese Weise kann auch ein Nahrungsbolus oder die Reizung durch einen Tubus zum Auslöser einer Bradykardie werden. Chemorezeptoren können durch Mikroaspiration von Nahrung oder durch gastroösophagealen Reflux aktiviert werden und so eine Bradykardie auslösen [42 Glass et al. 1994, 30 Novak 1996, 43 Hrabovsky et al. 1986]. Auch führen Abfälle der Sauerstoff-Sättigung zu Bradykardie [137 Mathew et al. 1988]. Veerappan et al. beobachteten bei Frühgeborenen mit Bradykardie bei Nahrungsgabe eine Erhöhung des parasympathischen Grundtonus vor der Nahrungsgabe. Dies äußerte sich im EKG in einer signifikanten Erhöhung hoher Frequenzen und einem signifikant niedrigeren Verhältnis niedriger Frequenzen zu hohen Frequenzen. Diese Erhöhung im Grundtonus des Parasympathikus kann zu den auftretenden Bradykardien bei Nahrungsgabe beitragen [27 Veerappen et al. 1999].

Bradykardien können bei Frühgeborenen auch während der Nahrungsgabe auftreten. Zu beachten ist, ob die Bradykardie z.B. Folge eines Lagewechsels des Frühgeborenen ist oder nach Abfall der Sauerstoff-Sättigung eintrat [37 Fernandez et al. 1988, 87 Hill 1992].

4.9.2.2 Atempausen, Apnoen

Episoden von Apnoen waren selbstlimitierend oder wurden durch milde Stimulation beendet.

Apnoen sind eng korreliert mit dem Füttern des Frühgeborenen und spielen sich häufig unbemerkt ab, werden nicht spezifische Überwachungsmonitore benutzt [11 Schrank et al. 1997, 124 Mathew et al. 1988, 42 Glass et al. 1994].

Schnelles Schlucken geht bekanntermaßen mit einer Verminderung der Ventilation einher [11 Schrank et al. 1998]. Koenig et al. und Mathew et al. zeigten, daß Apnoen beim Füttern Frühgeborener häufiger auftreten während Phasen intermittierenden Saugens, wenn die Schluckraten relativ niedrig sind [103 Koenig et al. 1990, 124 Mathew et al. 1988]. Folglich ist davon auszugehen, daß Schluckgeschwindigkeit und Aufnahmerate der Nahrung keinen großen Beitrag zu dieser Form der Apnoe leisten [125 Koenig et al. 1989]. Da in der durchgeführten Studie auch von Phasen intermittierenden Saugens ausgegangen werden kann, trägt dieses Saugverhalten der Frühgeborenen zur Entstehung von Apnoen bei.

Auch der Nahrungsfluß steht in Zusammenhang mit der Ventilation: Ein zu großer Nahrungsfluß aus dem Sauger, beispielsweise durch einen zu großen Lochdurchmesser, kann Situationen hervorrufen, in denen das Frühgeborene zur Aufnahme eines exzessiven Volumens gezwungen werden könnte – mit der Folge einer Beeinträchtigung der Atemsituation [4 Mathew et al. 1991, 88 Mathew et al. 1988].

Hinsichtlich der Abhängigkeit der Atmung von der Nahrungsgabe, kann festgestellt werden, daß Füttern über Flasche Veränderungen der Atemfrequenz und anderer respiratorischer Parameter hervorruft [138 Mathew 1988, 88 Mathew et al. 1989]. Während des aktiven Saugens ist die Atemfrequenz niedrig, steigt aber an während der Pausen. So wird eine durchschnittliche Atemfrequenz erreicht, die zur effektiven Ventilation genügt. Am Beginn der Nahrungsgabe, wenn das Frühgeborene eifrig saugt, fällt die Atemfrequenz deutlich im Vergleich zu den Ruhewerten ab. Im Verlauf der Nahrungsgabe trinkt das Kind weniger eifrig, nimmt mehr Pausen zum Atmen, wodurch die Atemfrequenz wieder in Richtung Ruhewerte ansteigt [67 Shiao et al. 1995, 45 Shivpuri et al. 1983]. Ältere Frühgeborene kehren, wie reife Neugeborene auch, am Ende des Fütterns zum Ausgangswert der Atemfrequenz zurück. Junge Frühgeborene hingegen zeigen nicht nur einen starken Abfall vom Basiswert zu Beginn der Fütterns, auch kehren sie weniger schnell zu den Ausgangswerten zurück [42 Glass et al. 1994].

Daraus kann geschlossen werden, daß Frühgeborene, die bereits in Ruhe eine hohe Atemfrequenz benötigen, unter Umständen nicht die Suppression der Respiration erdulden, die zu Beginn des Fütterns über Flasche eintritt. Das Kind ermüdet u.U. schnell und hat dadurch ein erhöhtes Risiko, während des Schnappens nach Luft, zu aspirieren. Solche Kinder sind für das orale Zuführen der Nahrung vorerst nicht geeignet [42 Glass et al. 1988, 39 Quinton 1966].


Weiterhin kann das Legen des nasogastrischen Tubus einen laryngeale Stimulation mit assoziierter Apnoe und Bradykardie, abgesehen von pharyngealem und ösophagealem Traumata, hervorrufen [119 Schreiner 1980].Während und zwischen den Mahlzeiten kann der Tubus ein zusätzlicher Stimulus der laryngealen Chemorezeptoren darstellen [63 Shiao et al. 1995]. Aber auch das Zuführen sowohl von Muttermilch als auch von Ersatznahrung über kontinuierlich im Rachen belassene Tuben stimuliert die laryngealen Chemorezeptoren und verursacht Apnoe und Bradykardie während oraler Nahrungsgabe bei 63% der Frühgeborenen [120 Mathew 1988]. Toce et al. berichten über häufigeres Auftreten von Apnoen bei Frühgeborenen, denen die Nahrung als Bolus über nasogastrische Sonde alle drei Stunden verabreicht wurde – im Vergleich zu einer Gruppe, der die Nahrung kontinuierlich über eine Pumpe sondiert wurde [71 Toce et al. 1987].


Die allgemeine Situation der Unreife bei Frühgeborenen wirkt sich auch auf die Ventilation aus: Unreife der Lungen kann Hypoxien hervorrufen und zu respiratorischer und metabolischer Azidose führen [35 Cockburn et al. 1977].

4.9.2.3 Abfälle der Sauerstoff-Sättigung

Insgesamt treten Abfälle der Sauerstoff-Sättigung in der Interventionsgruppe häufiger oft auf als in der Kontrollgruppe. Die Häufigkeit des Auftretens eines Abfalls der Sauerstoff-Sättigung ist u.a. bedingt die verwendete Methode zum Füttern der Frühgeborenen. Ferner besteht ein enger Zusammenhang zwischen Entwickeln einer Bradykardie, einer Apnoe und dem Abfall der Sauerstoff-Sättigung [137 Mathew et al. 1988].

Die Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen beeinflußt auch die transkutane Sauerstoffspannung (TcPO2). Abweichungen von den TcPO2-Basiswerten während des Fütterns spiegeln Unterbrechungen der Atmung wieder. Meier berichtet von einem Abfallen des TcPo2 von den Ausgangswerten, sobald der Atemvorgang durch kontinuierliches Saugen oder Schlucken unterbrochen wurde – und einer Erholung der TcPO2-Werte während Fütterpausen [151 Meier 1988, 87 Hill 1992].


4.9.2.4 Erhöhter Sauerstoff-Bedarf

Erhöhter Sauerstoff-Bedarf der Frühgeborenen wurde überwiegend vor der verabreichten Mahlzeit festgestellt, v.a. in der Interventionsgruppe.

In der Interventionsgruppe waren insgesamt 91 Mahlzeiten notiert worden, bei denen aufgrund von Abfällen der Sauerstoff-Sättigung eine Fütterdauer über Träufeln oder Sauger von kürzer als 5 Minuten vorlagen. Hingegen wurde bei insgesamt 28 Mahlzeiten in dieser Gruppe ein erhöhter Sauerstoff-Bedarf festgestellt.

In der Kontrollgruppe wurden 25 Mahlzeiten kürzer als 5 Minuten über Träufeln oder Sauger, aufgrund eines Abfalls der Sauerstoff-Sättigung festgehalten. Bei lediglich acht Mahlzeiten dieser Gruppe wurde ein erhöhter Sauerstoff-Bedarf verzeichnet.

Die Gesamtzahl notierter Ereignisse wird in diesem Falle beeinflußt von der Sorgfältigkeit des Pflegepersonals beim Ausfüllen der Erhebungsbogen.

Treten während des Fütterns Abfälle der Sauerstoff-Sättigung auf, so spielt der Charakter der Abfälle eine wichtige Rolle: Kurze steile Abfälle der Sauerstoff-Sättigung können durch kurze apnoeischen oder bradykarden Episoden hervorgerufen werden; kontinuierlicher Abfall der Sauerstoff-Sättigung kann auf ungenügende Atmung während des Fütterns hindeuten und Sauerstoffgabe erfordern [42 Glass et al. 1994].


4.9.2.5 Sondieren aufgrund Instabilität der Frühgeborenen

Abgesehen von zwei Ereignissen in der Kontrollgruppe an Lebenstag 21, treten alle verzeichneten Fälle in der Interventionsgruppe auf. Dies erklärt sich aus dem Füttersschema: Für die Frühgeborenen der Interventionsgruppe waren im zwei- bzw. dreistündigen Rhythmus Nahrungsgaben über Träufeln oder Sauger vorgegeben. Dies galt für die Kinder der Kontrollgruppe hingegen nur an den Vergleichstagen, den Lebenstagen 14, 21 und 28. Während der übrigen Beobachtungsdauer wurden die Frühgeborenen sondiert - abgesehen von einmal täglich durchgeführten Prüfen mittels Schnuller, ob das Frühgeborene Bereitschaft zeigt, über Sauger zu trinken.


4.9.2.6 Livides Munddreieck

Dieser Punkt wurde nur selten markiert, insgesamt fünf Ereignisse in beiden Gruppen. In der Kontrollgruppe mußte die Mahlzeit über Sauger aufgrund der Zyanose vor einer Fütterdauer von fünf Minuten abgebrochen werden. Füttern über Sauger erfolgte nach Prüfen der Bereitschaft eines Frühgeborenen, Nahrung über Sauger aufzunehmen. Hierzu wurde einmal täglich ein Schnuller verwendet.


4.9.3 Erbrechen

Nur bei insgesamt sechs Mahlzeiten lag Erbrechen vor. Lediglich zwei der sechs Ereignisse lagen nach Gabe der Mahlzeit – können demnach durch das Füttern hervorgerufen worden sein.

Laut Hawdon et al. war die Wahrscheinlichkeit, daß sich Frühgeborene mit unorganisertem bzw. unfunktionellem Füttermuster im Alter von sechs Monaten erbrachen, sechs Mal höher, als bei Frühgeborenen mit normalem Füttermuster. Weiterhin war Husten nach Gabe fester Nahrungsbestandteile bei Ersteren im Alter von 6 Monaten drei Mal wahrscheinlicher als bei Letzteren. Beide Ergebnisse waren signifikant [2 Hawdon et al.].

Als weitere Gründe für Erbrechen kommen Infektionen, Schwierigkeiten beim Saugen und Schlucken, Überfüttern, Wechsel der Nahrung oder pathologische Prozesse im Bereichs des Magen-Darm-Trakts in Betracht [39 Quinton 1966].

4.9.4 Kind schluckt nicht

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die bewirken können, daß ein Frühgeborenes nicht schlucken will: Sättigungsgefühl, Sättigung aufgrund Magenrest, Antriebsschwäche [42 Glass et al. 1994], Erkrankung.

Unsere Beobachtungen des Herauslaufens der Nahrung aus dem Mund des Frühgeborenen kann Hinweis sein auf ein von Schrank et al. andiskutiertes effektives „Notventil“. Dies würde vom Frühgeborenen eingesetzt, wenn der Nahrungsfluß die angenehme Aufnahmerate von Nahrung übersteigt [11 Schrank et al. 1998].

Die Fähigkeit, während der Nahrungsaufnahme überschießende Nahrung aus dem Mund entweichen zu lassen, kann ein Hinweis auf Trinkkompetenz sein – eher als Inkompetenz, wie es in der Vergangenheit interpretiert wurde [126 Peiper 1963].


4.9.5 Verschlucken und Husten

Verschlucken und Hustenreflex als Reaktion kann hervorgerufen werden durch Druck von Nahrung, Flüssigkeit oder Tubus im Bereich des Larynx und Pharynx. Tritt es während des Saugens oder Schluckens auf, kann dies ein Hinweis für in die Atemwege eingedrungene Nahrung oder Flüssigkeit sein. Husten während Saugpausen oder nach der Mahlzeit kann auf in die Atemwege eingedrungene Nahrung aufgrund gastroösophagealen Refluxes hindeuten [42 Glass et al. 1994, 30 Novak 1996, 43 Hrabovsky et al. 1986].

Der Hustenreflex dient weiterhin dem Schutz des Kindes vor der Aufnahme zu großer Nahrungs- und Flüssigkeitsmengen [42 Glass et al. 1994].


4.9.6 Sondieren wegen Schlafens

Dieser Punkt wurde v.a. angekreuzt bei der Mahlzeit 6 Uhr morgens. Diese Mahlzeit war über Träufeln oder Sauger zu füttern.

Da um 6 Uhr Übergabe des Pflegepersonals ist, wurde diese Mahlzeit gelegentlich sondiert. Dennoch wurde das Pflegepersonal vom Doktoranden regelmäßig an das Füttern über Träufeln oder Sauger speziell zu dieser Uhrzeit erinnert.

An den Vergleichstagen, den Lebenstagen 14, 21 und 28, wurde speziell darauf hingewiesen, auch die Mahlzeit um 6 Uhr morgens über den dunkelblauen Sauger der Firma Milupa zu füttern.

Frühgeborene verbringen mehr Zeit in einem Zustand des Übergangs zwischen Schlafen und Wachsein als in einem Zustand wacher Aufmerksamkeit. Während des Fütterns sind Frühgeborene oftmals schläfrig und schlafen ein, noch bevor eine Sättigung eingetreten ist [58 McCain et al. 1995].


4.9.7 Sondieren der Mahlzeit aufgrund Zeitmangels

Nach abgeschlossenem Testlauf wurde beschlossen, diesen Punkt in den Erhebungsbogen für Komplikationen des Träufelns und Saugens aufzunehmen.

Dies sollte vermeiden, daß Pflegekräfte, die aufgrund Zeitmangels nicht über Träufeln oder Sauger füttern konnten, als Vorwand einen anderen der im Erhebungsbogen aufgeführten Punkte, wie z.B. Instabilität des Frühgeborenen, ankreuzten. Durch die Einführung dieses Gesichtspunkts wurde der Alltagsrealität auf den Stationen Rechnung getragen.

Dennoch konnte dieser Gesichtspunkt von weniger motivierten Pflegekräften dazu benutzt werden, die durch die Füttern anfallende Arbeit abzuwenden.


4.9.8 Mahlzeit durch Eltern

Mahlzeiten, die durch Unsicherheiten der Eltern beim Füttern ihrer Frühgeborenen vor einer Fütterdauer von 5 Minuten abgebrochen werden mußten, traten in der Kontrollgruppe mit sechs Ereignissen dreimal so häufig auf als in der Interventionsgruppe. Dies mag daran liegen, daß die Eltern der in die Kontrollgruppe randomisierten Frühgeborene ihre Kinder häufiger selbst fütterten. Die Gesamtzahl der durch Eltern verabreichten Mahlzeiten mit einer Fütterdauer von mindestens fünf Minuten wurde nicht erhoben.


4.9.9 Eine Mahlzeit Pause wegen Magenrest

Magenreste können durch eine Vielzahl von Ursachen bedingt sein. Die Unreife der Frühgeborenen äußert sich hier in deiner Unreife des Verdauungstrakts: Dies kann sich in der verminderten Fähigkeit des Magen-Darm-Trakts äußern, Nahrung zu verdauen und zu resorbieren [35 Cockburn et al. 1977].

Verfolgen wir diesen Punkt weiter. Ein interessanter Ansatz ist die Betrachtung der motorischen Antwort des Magens und des Duodenums auf enterale Nahrungsgabe:

Die Entleerung des Magens wird durch die motorische Aktivität des Magens und des Duodenums reguliert. Obwohl die Entleerung des Magens bei Frühgeborenen langsamer verläuft als bei reifen Neugeborenen [127 Cavel 1979, 30 Novak 1996], zeigten reife Neugeborene und Frühgeborene bezüglich der antralen Motorik keine Unterschiede [128 Ittmann et al. 1992].

Tawil et al. untersuchten die motorische Aktivität des Doudenums bei Frühgeborenen nach Bolusgabe der Nahrung. Als Antwort auf die Bolusgabe zeigte eine Minderheit der Frühgeborenen eine höhere motorische Aktivität des Duodenums, wie dies bei reifen Neugeborenen und Erwachsenen zu beobachten ist. Die Mehrzahl der Frühgeborenen boten postprandial eine signifikante Abnahme der motorischen Aktivität des Doudenums. Diese „unreife Fütterantwort“ wiesen circa zwei Drittel der vor der 32. Gestationswoche geborenen Frühgeborenen auf – danach geborene zeigten zu 85% eine „reife Fütterantwort“. Diese Abnahme der motorischen Aktivität des Doudenums zieht eine verzögerte Magenentleerung nach sich [29 Tawil et al. 1996].

Da alle Frühgeborenen der Studie unter 29 Gestationswochen alt waren, kann für diese Kinder auch eine „unreife Fütterantwort“ angenommen werden. Die daraus folgende Verzögerung der Magenentleerung begünstigt das Auftreten von Magenresten. Diese führten wiederum zu einer Mahlzeit Pause, erreichten oder überstiegen sie das Volumen der pro Mahlzeit verordneten Nahrungsmenge.

Wie Ewer et al. berichten, besteht jedoch bei Frühgeborenen kein Zusammenhang zwischen Magenentleerung und Anzeichen gastroösophagealen Refluxes. Es konnte ebenso kein Korrelation festgestellt werden zwischen gastroösophagealem Reflux und Füttervolumen oder Art der Nahrung [31 Ewer et al. 1996].

Auch die Füttermethode wirkt sich auf das Auftreten von Magenresten aus: Wie Malhotra et al. berichten, weisen Frühgeborene, die nur über nsaogastrische Sonde ernährt wurden, in geringerem Maße Magenreste auf als Frühgeborene, denen die Nahrung parenteral plus über Sonde verabreicht wurde. Hingegen zeigte sich keine Korrelation zwischen verwendeter Art der Nahrung und dem Auftreten von Magenresten [34 Malhotra et al. 1992]


4.9.10 Verschlechterung unklarer Genese

Dieser Punkt trat in der Interventionsgruppe mit vier Ereignissen doppelt so häufig auf wie in der Kontrollgruppe. Jedoch vereinigte ein Kind der Interventionsgruppe alle Ereignisse auf sich, allein an einem einzelnen Tag wurden drei der vier Ereignisse notiert. Meist wurden zusätzlich die Punkte „Bradykardien“, „Atempause/Apnoen“, „mehrere O2-Sättigungsabfälle“ oder „erhöhter O2-Bedarf“ notiert.

Zugrunde lagen Prozesse, wie z.B. beginnende Infektionen, die sich durch schlechten Allgemeinzustand und Instabilität bemerkbar machten.


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Thomas A. Fuchsluger

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